Hockey

Von wegen Schweizer sind neutral

Marc Brando
April 6, 2022
Um zu sehen, wie es um die berühmte Schweizer Neutralität steht, haben wir den Wahlhamburger Patrick “Paddi” Müller mit gängigen Glaubenssätzen konfrontiert.

Zur Person

Paddi fing mit 3 Jahren in der Nähe von Zürich bei Rotweiss Wettingen an, Hockey zu spielen. Mit 13 Jahren spielte er bereits in der U16, mit 16 Jahren debütierte er gegen Belgien im Schweizer A-Kader. Da die Schweiz jedoch nicht gerade als Hockey-Mekka gilt, zog es den bekennenden Bayern-Fan 2011 nach Deutschland. Mit dem Club an der Alster gewann Paddi im Folgejahr den Europokal der Landesmeister in der Halle. Seit etwas über drei Jahren ist Paddi beim Klipper THC Cheftrainer für die männliche Jugend.

Hockeytrainer ist kein richtiger Beruf

Das habe ich selbst im Freundeskreis schon gehört, ist aber natürlich totaler Quatsch. Gerade im Kinder- und Jugendsport haben wir den vielleicht wichtigsten Job innerhalb eines Vereins. Wir vermitteln Werte und prägen somit die Vereinskultur. Denn im Sport geht es nicht nur um Erfolg, sondern auch um Charakterbildung! Es gibt Kinder, die mich unter der Woche öfter sehen als ihren Vater. Das ist eine hohe Verantwortung!

Ein Trainer muss selbst gut Hockeygespielt haben

Natürlich herrscht erstmal Ruhe auf dem Platz, wenn Du als Trainer die Aggi ins Eckschweißt. Da Hockey aber auf und abseits des Platzes ein Teamsport ist, gehören Empathie und Kommunikation meines Erachtens zu den wichtigeren Eigenschaften eines Trainers. Deine Entscheidungen sollten für Spieler:innen und Eltern möglichst transparent sein, gute Kommunikation ist da unabdingbar. Deswegen wünschte ich mir selbst auch viel mehr Zeit für Vieraugengespräche, was aufgrund der eng getakteten Trainingspläne aber schwer umsetzbar ist.

Witters

Egal ob man gewinnt oder verliert, Hauptsache es macht Spaß

Verlieren gehört zum Sport. Aber Gewinnen macht definitiv mehr Spaß als Verlieren! Solche Sätze bringen meines Erachtens eher zum Ausdruck, wie schwer es ist, Breiten- und Leistungssport im Verein sauber voneinander abzugrenzen. Kinder sind verschieden was Talent, Ehrgeiz und Prioritäten angeht, warum dann nicht auch die Mitgliedschaftsmodelle? Ein Basispaket für Breitensportler und ein teureres Paket für Leistungssportler würde helfen, die Ressourcen im Verein zielgerichtet einzusetzen und die Erwartungshaltung bei allen Beteiligten zu relativieren. So ein Modell setzt jedoch zumeist eine Satzungsänderung voraus und dafür bedarf es in den Vereinen sicherlich noch viel Überzeugungsarbeit.

Fleiß schlägt Talent

Absolut! Ich kann zwar bereits im D-Knaben-Alter erkennen, wer es später mal leichter als andere auf dem Platz haben wird. Aber ich habe auch schon genügend schlampige Talente kommen und gehen sehen. Zweierlei ist daher essentiell: Hockey ist eine Mannschaftssportart und somit ist jedes Training ein Pflichttermin! Und zweitens erwarte ich von jedem Spieler, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten immer alles gibt! Wer beides umsetzt, wird seinen Weg gehen!

Eltern haben beim Training nichts zu suchen

Warum? Wenn ich als Trainer nichts zu verbergen habe, gibt es keinen Grund Eltern auszuschließen. Die Kinder werden ihren Eltern schon sagen, wenn es ihnen zu viel oder sogar peinlich wird.
Anders sieht es im Bambini- und D-Bereich aus. Da wünschte ich mir schon, dass die Eltern lieber einen Kaffee in der Gastro trinken und die Kinder sich voll und ganz auf mich konzentrieren können.

Man wechselt nicht von den Big 3 zu einem vermeintlich kleineren Verein

Wenn man das Spiel wirklich liebt, dann will man auf dem Platz stehen! Bevor ich also auf der Bank versauere, wechsle ich doch lieber den Verein. Ich verstehe jeden, der familiär so sehr im Verein verwurzelt ist, dass ein Wechsel wirklich nicht in Betracht kommt. Häufig ist es jedoch nur falsche Eitelkeit, die diesen Schritt verhindert.

Ich selbst hatte bei Alster sowohl als Spieler als auch Trainer eine unfassbar geile Zeit, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, die mir zugedachte Rolle im Trainerbereich nicht ausfüllen zu können. Mats Regenbogen und Peter Krüger haben mich dann zum Klipper THC geholt und ich habe dies bisher nicht einen Tag bereut!

Weitere Informationen

Instagram: @klipperrookieswww.klipper.de

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