Astatt in einem warmen Büro im Frankfurter Westend zu sitzen, steht der gelernte Banker Peter Merck (54) mit rotgefrorenen Ohren und Stiefeln voller Matsch auf (s)einer Baustelle in Hamburg-Moorfleet. Gut, dass das gemütliche Clubhaus, die Elb-Lodge, schon fertig gestellt ist und wir das Interview bei Hamburger Schmuddelwetter am gemütlichen Kamin führen können.
Gummistiefel statt Oxford-Schuh, Rollkragenpullover statt Nadelstreifenanzug. Wie kam es dazu?
PM: Die Banklehre habe ich aus Vernunftgründen gemacht. Recht früh war für mich jedoch klar, dies nicht ein Leben lang machen zu wollen. Ich war schon immer sportbegeistert, mein Traum war es, einmal Olympische Spiele zu organisieren. Daraus ist zwar leider nichts geworden, sportartübergreifend denke ich aber noch heute. Als Student in Lüneburg habe ich dann im Golf Club Lüdersburg meine ersten Golferfahrungen gemacht und relativ schnell für mich erkannt, welch großes Entwicklungspotential Golf hat. Daraufhin habe ich beim Deutschen Golf Verband die Ausbildung zum Golfbetriebswirt durchlaufen und unter anderem bei der Deutsche Bank SAPOpen in St Leon-Rot unterstützt. Zu dieser Zeit habe ich erstmalig die mehrgeschossigen Driving-Ranges mit bis zu 200 Teeboxen in Tokio gesehen und von da an nahm die Golf Lounge in meinem Kopf erste Konturen an. 2005 feierten wir Eröffnung.
16 Jahren später hast Du mit der Golf Lounge eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die Du allerdings am bisherigen Standort in Rothenburgsort nicht mehr fortsetzen kannst.
Entenwerder ist für Wohnungsbauuternehmen sehr attraktiv, entsprechend weit ist die Projektierung inzwischen fortgeschritten. Als Unternehmer kann ich jedoch nicht mit jährlichen Pachtverträgen arbeiten, ich brauche mehrjährige Planungssicherheit. Mit dem Kauf von Red Golf Moorfleet habe ich diese.
Am 01. April zieht Ihr deshalb um, aus der Golf Lounge wird das Golf Lounge Resort. Was erwartet uns?
Eine reine 9-Loch Golfanlage fand ich zu langweilig, bei uns sollen sowohl Einsteiger als auch Anfänger und Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen und Spaß haben. Ähnlich wie in einem Ski-Resort unterscheiden wir dabei den Schwierigkeitsgrad durch die Farben Blau, Rot und Schwarz.
Blau richtet sich an Einsteiger und stellt das Putten in den Mittelpunkt. Rot geht über 6 Löcher mit jeweils 150 Metern Länge, breiten Fairways und Grüns aus Kunstrasen. Und um Schwarz zu spielen, solltest Du schon Golf spielen können. Oder um es in der Ski-Sprache auszudrücken: An Tee 1 wird Dir wie auf der Streif das Herz in die Hose rutschen. Die ersten 80 Meter nach dem Abschlag sind fast nur Rough! Damen und Herren schlagen übrigens von den gleichen Kunstrasenabschlägen ab.
Kunstrasen wird die Puristen unter den Golfern vielleicht abschrecken...
Warum? Unsere Grüns sind ganzjährig nutzbar, spurtreu und immer gepflegt! Und sie sind nachhaltiger, der Verbrauch an Dünger und Wasser wird massiv reduziert.
Wie nachhaltig kann Golf sein?
Der Wasserverbrauch ist die wichtigste Stellschraube, da sind wir erfolgreich dran. Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit dem GC Gut Apeldör und Red Golf Quickborn 10.000 Euro aus Greenfeeeinnahmen für die Anpflanzung neuer Bäume in Schleswig-Holstein gespendet. Denn spätestens Corona hat uns gezeigt, wie wichtig Natur für unsere Work-Life Balance ist.
Mit der Golf Lounge warst Du einer der ersten, die Golf in Hamburg bezahlbar gemacht haben. Wie sieht das Preiskonzept für das neue Golf Lounge Resort aus?
Die Mitglieder von Red Golf Moorfleet haben Bestandsschutz und zahlen weiterhin ihren Beitrag wie bisher. Darüber hinaus erweitern wir das Angebot für Gäste, die sich noch nicht fest an einen Club binden und Golf erstmal ausprobieren wollen. Im Rahmen unseres Mitgliedschaftsmodells “Friends” zahlt man einmalig 99 Euro für das Kalenderjahr und kann dann für 5 Euro (blau), 10 Euro (rot) oder 20 Euro (schwarz) sehr preisgünstig Golf spielen.
Spaß scheint das zentrale Motiv bei Euch zu sein, schon in der Golf Lounge war neben dem Training auch immer Gaming ein wichtiger Bestandteil Eures Konzepts.
Wir waren die ersten, die das TrackmanSystem in Deutschland eingeführt haben. Inzwischen nutzen viele Teaching-Pros Trackman als Trainingshilfe, bei uns kannst Du Dich darüber hinaus mit Deinen Freunden interaktiv bei Spielen wie Capture the flag oder einer virtuellen Runde in Pebble Beach oder St. Andrews batteln. Es geht um Spaß, Spaß und Spaß! Deswegen sind unsere Golflehrer nicht nur super qualifiziert, sondern darüber hinaus in gewisser Weise auch Animateure.
Was sie allein schon deshalb sein müssen, weil Ihr Euch auch als Event-Location versteht!
In der Golf Lounge haben wir jährlich bis zu 500 Events ausgerichtet. Unser Eventmanagement ist entsprechend professionell aufgestellt und freut sich schon riesig auf die neue Location inmitten der Natur. Neben unserer hyggeligen Elb-Lodge und einer zünftigen Almhütte haben wir zukünftig auch ein großes Sternenzelt für bis zu 150 Personen – ein wunderschöner Ort für vibrierende Soulnächte oder traumhafte Hochzeitsfeiern.
Was war in den 16 Jahren Golf Lounge Dein bisher größtes Learning?
Die richtige Balance aus Begeisterungsfähigkeit und analytischem Denken zu finden. Sport ist Emotion, ich bin ein emotionaler Mensch. Mit Begeisterung allein kannst Du jedoch kein Unternehmen erfolgreich führen. Das hat mich anfänglich Lehrgeld gekostet, führte aber auch dazu, dass wir inzwischen eine sehr konstruktive Fehlerkultur haben. Wenn Fehler passieren, dann passieren sie keinem Einzelnen sondern dem Team. Alle sind verantwortlich für unseren Erfolg, egal ob Greenkeeper, Golflehrer oder Geschäftsführer. Es geht nur Hand in Hand!
Hand in Hand ist auch das Motto vieler Stiftungen. Du selbst engagierst Dich unter anderem für die “Alexander Otto Sportstiftung” und die “Stiftung Leistungssport”. Was treibt Dich dabei an?
Alexander Otto ist Hamburgs größter Mäzen im Breitensport und unterstützt den Sport in HH vorbildlich - für mich eine Ehrensache dort mitzuhelfen. Wir haben nach Tokio mit dem Team Hamburg zusammengesessen und ich war fasziniert von deren Geschichten und Lebensläufen. Sie alle verdienen viel mehr Dankbarkeit und Wertschätzung!
Kommst Du eigentlich selbst noch zum Golfspielen und wenn ja, wo spielst Du am liebsten?
Beim Golf ist nicht nur entscheidend, wo Du spielst, sondern mit wem! Wenn Du mit Deinen Flightpartnern viel lachen kannst, wird es fast immer eine schöne Runde!
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