Tennis

Das Proleten-Lexikon

Die Tennisproleten
April 13, 2022
Die Kunst, ein Tennisprolet zu sein: Die Sommersaison startet! Und so ist auch für die Tennisproleten wieder die Zeit der Sandplatzwühlerei, Bezirksklassendramen und Pilsfreuden. Aber natürlich ist es nicht so einfach, ein richtiger Prolet zu sein. Für alle, die es werden wollen, gibt es hier die passenden Tipps. Wer anschließend nicht beim Gegner unten durch ist und dem eigenen Team eine Wiedergutmachung schuldet, sollte die folgenden Zeilen erneut lesen.

Die Dauerpöbelei: “You cannot be serious!” ist der wohl bekannteste Satz im Tennissport. John McEnroe gab diesen von sich und man fragt sich oft, wer von beiden eigentlich den größeren Kultstatus besitzt: der Satz oder Mac? Diskussionen mit dem Gegner, dem Schiedsrichter oder dem Publikum am Rand bringen die Gefahr, dass das eigene Spiel durch mangelnde Konzentration leidet. Doch einmal ausprobiert ist klar: beim nächsten Match schauen mehr Personen zu. Denn das spricht sich rum und der eigene Name erreicht eben zumindest so Bekanntheit. Wenn es schon nicht durch eine exzellente Vorhand gelingt...


Das Ballwegschlagen: Der Tennisspieler hat vier Gegner! Einer steht auf der anderen Seite. Hinzu kommen noch der Schläger, der Untergrund und der größte Idiot von allen: der Ball! Wie schön wäre dieses Spiel, wenn diese nervig aufdringliche Filzkugel nicht alle paar Sekunden zu Besuch wäre. Dementsprechend wurden schon Millionen von Tennisbällen quer durch irgendwelche Anlagen gefeuert. Selbst ein Roger Federer hat seinen Frust schon am Feind in gelb ausgelassen. Wer meint, das würde nichts bringen: stimmt, denn letztlich liegt es ja doch am Wind.


Die Abdruckdiskussion: Das eigene Spiel läuft heute so gar nicht? Jede Vorhand ist zu lang, die Rückhand landet immer im Netz? Da gibt es nur eine Lösung: unsicher sein, ob der Ball denn wirklich im Feld oder außerhalb war. Die Diskussion über einen Abdruck ist der echte Klassiker. Ob Profis, ambitionierte Amateure oder reine Hobbyspieler. Alle befanden sich schon in der Situation. Und sind wir mal ehrlich: nur dafür wurde doch der Sandplatz erfunden!

"Doppel spielen. Wie? Nicht verstanden? Doppel spielen."

Der Stuhlwurf: Zugegeben, das hier ist die ganz große Kunst und nur etwas für Proleten mit dem Prädikat “nicht alle Latten am Zaun”. Der wohl bekannteste Vorfall dieser Art in den letzten Jahren war geprägt von Nick Kyrgios im Jahr 2019 in Rom. Während eines Seitenwechsels schnappte Kyrgios sich einen Stuhl und warf diesen quer über den Court. Auch Lust bekommen? Vorsicht! Eventuell ist die gegnerische Mannschaft davon wenig begeistert. Nehmt also zumindest den eigenen Stuhl! Und erwähnt nicht, von wem der Tipp kommt!


Doppel spielen: Wie? Nicht verstanden? Doppel spielen. Ja, genau, diese Form von Tennis, bei der auf jeder Seite des Netzes zwei Spieler stehen. Wer einmal uns Tennisproleten im Podcast zugehört hat, wenn wir über die Schönheit des Doppels schwärmen, der kommt nie wieder auf diese fiese Idee, Doppel abzuschenken. Oder noch besser bzw. schlimmer: „Hej, Gegner, lasst uns doch die Doppel lieber auswürfeln und gleich essen.“ Ganz ehrlich: wer den TennisSPORT so mit Füßen tritt, hat es weder verdient, Schnitzel und Pommes zu bekommen, noch wird er jemals ein echter Tennisprolet werden.

iStock / Bill Oxford


Den Zverev machen: Wer unbedingt meint, nur weil Alexander Zverev aus Hamburg kommt, man müsse deswegen den Schiedsrichterstuhl beim Club an der Alster oder beim UHC mit dem eigenen Tennisschläger malträtieren, dem ist zwar irgendwie auch nicht mehr zu helfen, aber auf der nach oben offenen Proletenskala geht’s für euch danach steil bergauf. Auf dem Konto dagegen wahrscheinlich aber erstmal bergab ... und nix da Haftpflichtversicherung und so!


Wie weiland Michael Chang: gerade ab Herren 40 aufwärts steigen die Erfolgschancen beim teuflischen Underarmserve. Erstens: die älteren Gegner schauen doch kein Tennis mehr, seit das nicht mehr im Ersten oder im ZDF läuft. Daher kennen sie die Variante von Kyrgios nicht und der eigentliche „Erfinder“, Michael Chang, mit seinem Überraschungsmoment gegen Ivan Lendl ist schon wieder aus dem Gedächtnis verschwunden. Zweitens: in der Vorwärtsbewegung Richtung Netz hapert‘s so langsam. Punkt also sicher. Also fast ...: peinlich, wenn man zu blöd ist, denn Ball von unten ins Feld zu schlagen. Den Spott auf der Clubterrasse gibt’s aber dafür umsonst.

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Podcast: Die Tennisproleten

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